Und dann behaupte noch einer, Facebook sei nur ein Zeitkiller. Just dort bin ich eben auf diese Künstlerin gestoßen: Die Londoner Designerin Amandine Alessandra beschäftigt sich beim ersten Hinschauen mit Typo-Stuff und trägt ihre Arbeiten gerne in den öffentlichen Raum, auf den world famous Fußgängerüberweg in der Abbey Road zum Beispiel. Aber eigentlich geht es Ihr um die Zeit: Wie hier in der auch bei Werbern beliebten weil belebten Liverpool Street Station. Go to Alessandras Website, da läuft u. a. in Zehntelsekundenschritten eine aus Menschen gebildete Uhr durch.
Zeit
Moderne Dandys
Kommen nie aus der Mode: Die von Horst Friedrichs über einen Zeitraum von elf Jahren fotografierten Mods. Auf Issuu kann man sich durch das Buch zum Projekt „I’m One – 21st Century Mods“ klicken.
Do It Yourself
Foto: Bernd Schuller
Sie kann rieseln, rinnen, rollen, gekrümmt sein und gestaucht. Zeit, das unbekannte Phänomen, dem ich mich sprachlos nähern will… Na gut, die einleitenden Worte sind geklaut. Macht aber nichts, weiter im Text: Durch Zufall (okay, auch das stimmt nicht ganz: Der „Zufall“ nahm vorübergehend die Gestalt meines Bürokollegen Alex an) stieß ich heute auf ein Projekt von Mark Formanek aus dem Jahr 2007, das sich mit diesem eigenartigen Ding beschäftigt, das unser aller Leben bestimmt. Für „Standard Time – die selbstgebaute Zeit“ zimmerten 70 Arbeiter aus Brettern eine 4 x 12 Meter große fortlaufende analog-digitale Zeitanzeige – synchron zur Echtzeit. Das heißt, die fleißigen Bienchen mussten einen Tag lang im Minutentakt ihre „Skulptur über die Zeit“ umbauen. Das rege Treiben wurde natürlich lückenlos aufgenommen und gibt jetzt einen prima Uhrenersatz ab. Demnächst soll man sich den 24-stündigen Film auf DVD kaufen können. Einen ersten Überlick bekommt man hier.
Long Long Gone
Credit: Ola Hjelm / Roof Music
Er stand in einem obskuren Wikinger-Outfit an windigen Straßenecken, war seit seiner Jugend blind und gilt als einer der Erfinder der Minimal Music: Louis Thomas Hardin aka Moondog starb heute vor zehn Jahren in der Nähe von Münster. Die Zeit widmet dem US-amerikanischen Komponisten einen gewohnt lesenswerten Artikel. So klingt seine Musik:
Mehr von Moondog gibt es bei Roof Music.
Next Überschätztes Thing
Dieser Tage darf in keinem Artikel über ein wichtiges Ereignis der Hinweis darauf fehlen, dass via Twitter schneller/pietätloser/informativer/unsinniger/you name it berichtet wurde. Man könnte also meinen, dass diese verknappten Nachrichtchen mittlerweile von etlichen bis unzähligen Deutschen genutzt werden. Von jedem zehnten bis hundertsten vielleicht. Oder wenigstens jedem tausendsten. Nein, laut einer aktuellen Studie gehören gerade einmal etwa 22 500 „Autoren“ zum Kreis der aktiven deutschsprachigen Twitter-User. Klar, die Zahl wird recht schnell größer werden, aber man sollte bei aller Begeisterung über das neue Tool auch die Grenzen von Twitter sehen. Zwei völlig unterschiedliche Beiträge, die diese Woche erschienen sind, bringen die Stärken und Schwächen prima auf den Punkt. Gewohnt pointiert Zeit-Kolumnist Harald Martenstein:
„Wenn ich wollte, könnte ich ununterbrochen mithilfe moderner Maschinen kommunizieren und Menschen, die ich kaum kenne, inhaltsarme Minitexte senden. Ich brauche aber hin und wieder Zeit zum Nachdenken, ich lese auch ganz gerne mal einen längeren Text. Dazu muss ich mich konzentrieren, ich kann nicht gleichzeitig simsen.“
Und der Herr Prof. Christoph Neuberger bemerkt im Interview mit dem Tagesspiegel sehr treffend:
„Im Rennen, unbedingt Erster bei der Nutzung eines neuen Formats sein zu wollen, lassen sich viele Journalisten leider mitreißen, ohne zu reflektieren, ob es ein geeignetes Format für ihre Arbeit ist. Twitter wird hinsichtlich seiner publizistischen Bedeutung grandios überschätzt, denn die Reichweite ist im Vergleich zu der von Zeitungen gering, mehr als Häppchenjournalismus ist nicht möglich.“
Das Renner’sche Gesetz
Zoomer.de abgeschaltet, ZUENDER eingefroren, die deutsche Ausgabe von Vanity Fair eingestellt, die Park Avenue menschenleer, Giga TV sendet nicht mehr, der US-Zeitungsmarkt liegt im Sterben… Die Medienbranche hat ein Problem. Robin Meyer-Lucht fasst in seinem Beitrag auf Carta einen Auftritt von Tim Renner im Rahmen des medienpolitischen Colloquiums des IfM zusammen, der sich genau damit auseinander setzt. Im begleitenden Video-Interview zieht der Geschäftsführer von Motor Entertainment und ehemalige Chef von Universal Music Deutschland Parallelen zwischen dem hilflosen Agieren der Journalismusindustrie und dem fatalen Fehlverhalten der Musikindustrie:
Tim Renner: „Die Printwirtschaft steckt in der gleichen Hilflosigkeit wie die Musikindustrie“ from Carta on Vimeo.