The Story Of Rough Trade

Während meines ersten London-Trips 1991 steuerte ich – nachdem ich die vielen sorgfältig aufgetragenen Staub- und Matsch-Schichten des dreitägigen Reading Festivals (mit Ned’s Atomic Dustbin, Carter USM, Sonic Youth, Dinosaur Jr, Iggy Pop, De La Soul und ganz früh am Nachmittag des ersten oder zweiten Tages den damals noch unbekannten Nirvana) abgewaschen hatte und vom Notting Hill Carnival überrascht worden war – ziemlich zielstrebig diesen für mich damals magischen Ort an: den sagenumwobenen 1976 von Geoff Travis gegründeten Rough Trade Shop, aus dem nur wenig später Rough Trade Records hervorgegangen war. Das Label, das mit The Smiths, The Shamen, Carter USM, Television Personalities und einigen anderen Acts meine Jugend nicht unerheblich beeinflusste. Die BBC-Doku „Do It Yourself – The Story Of Rough Trade“ zeichnet den ganzen langen Weg nach von den Punkrock-Anfängen bis heute:


via

Kreativ durch die Krise

Musiker können über diese kleine Weltfinanzkrise da draußen nur müde lächeln. Was ist schon ein erwarteter Konjunktureinbruch im einstelligen Prozentbereich gegen einen Rückgang des Gesamtumsatzes um etwa 40 Prozent seit 1999? Wer heute noch fünfstellige Stückzahlen absetzt, muss schon ein Superstar sein. Um trotzdem irgendwie über die Runden zu kommen, denken sich einige Künstler kreative Erlösmodelle aus. Angelika Express finanzierten ihr aktuelles Album über die „Angelika Aktie„, verkauften einfach Anteilsscheine an ihre Fans und beteiligen diese im Gegenzug an ihren Gewinnen.

Josh Freese, u. a. Drummer für Devo, A Perfect Circle oder die Nine Inch Nails, geht etwas weiter. Zur Refinanzierung seines neuen Soloalbums setzt er auf ein Stufenmodell, das ihm einiges abverlangt. „Since 1972“ bietet er nicht nur in gängigen Packages wie 7 US-Dollar für den Download, 15 US-Dollar für die CD/DVD-Version usw. an. Der US-Amerikaner hat sich auch ein paar Gimmicks ausgedacht:

Wer 5.000 US-Dollar investiert, darf sich nach einer gemeinsamen Disneyland-Tour mit John betrinken – und wird auch noch in einem Song verewigt. Für 75.000 US-Dollar schreibt er dann sogar eine ganze EP über den Käufer und bietet an:

-Take shrooms and cruise Hollywood in Danny from TOOL’s Lamborgini OR we play „quarters“ and then hop on the Ouija board for a while.
-If you have a band, I’ll join it for a month….play shows, record a CD together, have a swim party, etc…. or none of the above. We could also just sit in yer basement and jam old Van Halen.
OR
If you don’t have a band I’ll be your personal assistant for a month (4 day work weeks….10 am to 5 pm) and then we take a limo down to Tijuana and I’ll show you how it’s done (what that means I can’t legally get into here, right this minute). If you don’t live in LA but are in the USA I will come to you and be your personal assistant/cabana boy for 2 weeks.
-Take a Flying Trapeze lesson together in the San Fernando Valley and then Robin from NIN and his wife make us raw lasagna.

Eine detaillierte Auflistung der Packages findest Du da.

via & thanks Peix

Das Renner’sche Gesetz

Zoomer.de abgeschaltet, ZUENDER eingefroren, die deutsche Ausgabe von Vanity Fair eingestellt, die Park Avenue menschenleer, Giga TV sendet nicht mehr, der US-Zeitungsmarkt liegt im Sterben… Die Medienbranche hat ein Problem. Robin Meyer-Lucht fasst in seinem Beitrag auf Carta einen Auftritt von Tim Renner im Rahmen des medienpolitischen Colloquiums des IfM zusammen, der sich genau damit auseinander setzt. Im begleitenden Video-Interview zieht der Geschäftsführer von Motor Entertainment und ehemalige Chef von Universal Music Deutschland Parallelen zwischen dem hilflosen Agieren der Journalismusindustrie und dem fatalen Fehlverhalten der Musikindustrie:


Tim Renner: „Die Printwirtschaft steckt in der gleichen Hilflosigkeit wie die Musikindustrie“ from Carta on Vimeo.

Noch ne Randnotiz

Wie mögliche Wege aus der Krise aussehen könnten, darüber machte sich diese Woche dann zum Beispiel Spiegel Online Gedanken. Interessanter Aufhänger: Die Isle of Man will demnächst eine Musikflatrate für alle ihre Bürger einführen. Ein geringer Aufpreis auf die DSL-Rechnung – und jeder kann sich so viel Musik runterladen, wie er mag. Ein viel versprechender Ansatz.

Randnotiz

„Der Anfang vom Ende“, titelt das Intro in seiner Dezember/Januar-Ausgabe. Und wenn man Tag für Tag in der einen oder anderen Form mit den verschiedenen Akteuren der Musikindustrie zu tun hat, stößt man immer häufiger auf Hinweise, die diese Headline bestätigen. Anzeichen, dass die Tonträgerindustrie in ihrer jetzigen Form nicht mehr allzu lange existieren wird. Aktuelles Beispiel: Diese Woche wollte ich in der Warner medialounge kurz was nachschauen. Dabei fiel mir auf, dass dort in der Rubrik „Veröffentlichungen“ nicht mehr nur CDs und DVDs gelistet werden, sondern auch T-Shirts von Bands/Musikern, die bei Warner unter Vertrag stehen. Kann sein, dass das schon länger der Fall ist. Aber diese Woche waren von den 72 dort angezeigten „aktuellen Veröffentlichungen“ immerhin 40 T-Shirts – und somit nur noch 32 CDs & DVDs. Ein entschlossener Schritt in Richtung des viel diskutierten 360-Grad-Modells – oder hat das etwas damit zu tun, dass in Berlin demnächst die Fashion Week beginnt?