
Wenn man nicht unbedingt muss, fährt man selten rüber in den Westteil der Stadt. Gerät man dann doch aus Versehen in den Westen, weiß man, warum man ihn sonst links liegen lässt. Charlottenburg, dieses Bollwerk der Bürgerlichkeit, hat wahrscheinlich ein doppelt so hohes durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen wie die durchgentrifiziertesten Ecken von Prenzlauer Berg. Muss ich bei Gelegenheit mal recherchieren. Auf jeden Fall ist er auf eine bräsige Weise ziemlich posh, der Kiez.
Während der letzten Tage gab es jedoch mehrfach einen guten Grund, kurz in Charlottenburg vorbeizuschauen. Laura Lopez Castro y Don Philippe haben von Dienstag bis Samstag jeden Abend im A-Trane, einem Jazz-Club mit einem von schweren Samtvorhängen und dunklem Holz dominierten Interieur, gespielt – und dabei auch gleich einige Songs ihres dritten Albums vorgestellt, das erst noch aufgenommen werden muss. Wichtigste Neuerung: Christoph Sauer bringt an der zweiten Gitarre etwas mehr Leben rein in die ruhigen schwermütigen Songs. Obwohl die Band in dieser Besetzung noch nicht oft geprobt hat, funktioniert das schon ganz gut: Laura ist eine charmante Entertainerin, Don Philippe ein souveräner Bandleader, der mit kleinen, kaum wahrnehmbaren Gesten Kontrabassist und Cellistin dirigiert. Schön.

