Das geht uns alle an

Während Tageszeitungen und Rundfunk sich eingehend mit Googles Street View beschäftigen (hat das der Anzeigenkunde vielleicht sogar gewünscht?), hat drüben bei Twitter ein ganz anderes Thema, bei dem auch Google eine Rolle spielt, für ziemlich viel Buzz gesorgt: Das Agreement von Google und Verizon, das zu einem Ende der Netzneutralität führen könnte.

Der heilige Datensammel-Eifer von Google ist in mancher Hinsicht bedenklich. Sollte man (dieses „man“ schließt ausdrücklich auch Datenschützer und die Legislative mit ein) unbedingt genau im Auge behalten. Doch so lange nur öffentlicher Raum abgebildet wird, also der Bereich vor der Haustür, habe ich damit kein Problem. Ich selber wurde zwar schon mindestens zweimal von einem Google-Auto geknipst. Aber dann ist halt später zu sehen, wo ich vor ein paar Jahren einen Kaffee getrunken habe bzw. rumgelaufen bin. Wenn man mich mit meinem verpixeltem Gesicht überhaupt noch erkennt.

Deutlich größere Auswirkungen auf meinen und Deinen Alltag könnte dagegen das „Verizon-Google Legislative Framework Proposal“ haben, das mit dem Grundsatz bricht, dass im Netz alle gleich sind. Bisher sieht das so aus: Alle Daten werden mit der gleichen Geschwindigkeit weitergeleitet, jeder hat die Chance auf den gleichen Zugang.

Der Traum mancher Netzbetreiber wäre, dass Google und andere große Fische Geld dafür bezahlen, dass ihre Daten künftig schneller durchgeschleust werden. Da die Bandbreite aber nicht unbegerenzt ist, hätte das zur Folge, dass die Daten aller anderen nur noch langsam durchtröpfeln und damit nur noch schwer abrufbar sind.

Auf einen solchen Vorstoß scheinen die deutschen Kabelnetzbetreiber nur gewartet zu haben und forderten diese Woche gleich eine Kostenbeteiligung von traffic-intensiven Anbietern.

Also: Schnell bei der Initiative Pro Netzneutralität Deinen Namen eintragen, damit Du Dir später nicht vorwerfen musst, nichts dagegen getan zu haben, damals als das Netz so frei und offen war wie eine von einem aufgeklärten Demokraten erdachte Utopie.

Klare Absage

„Nachrichten kontrollieren zu wollen und sie hinter einer Wand wegzusperren, ist ein vergebliches Unterfangen. Schlimmer noch: Es ist ein gefährliches. Es wird Sie Reichweite kosten und ihre Werbemöglichkeiten beschränken. Es wird Sie aus den aktuellen Debatten ausklinken. Und es wird Sie des „Googlejuice“ berauben – damit meine ich, die Freude über den Entdeckungsprozess, wenn User Sie suchen oder über Links finden.“

Zitatmaschine Jeff Jarvis räumt im Interview mit kress.de den von – ob sinkender Einnahmen – ratlosen Verlegern immer wieder ins Spiel gebrachten Bezahlmodellen keine Chancen ein.

Spooky

Als George Dyson nach seiner Rede (…) mit einem Googlemitarbeiter über das umstrittene Book-Search-Projekt diskutierte, sagte dieser kühl: „Wir scannen all diese Bücher nicht, damit sie von Menschen gelesen werden, wir scannen sie, damit sie in Zukunft von einer Künstlichen Intelligenz gelesen werden.“

Alex Rühle auf sueddeutsche.de über einen Besuch bei Google.

Brrrr… Warum ist mir plötzlich so kalt?

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