Part Time Punks

Konrad Kuhn (hier rechts im Bild – der Herr links hat mit diesem Post überhaupt nichts zu tun. Ausgeliehen habe ich das Bild übrigens hier. Danke dafür!) schickt in schöner Regelmäßigkeit seine Mixe durch. Ich kenne Konrad zwar schon ein paar Jahre, trotzdem weiß ich nicht so viel über ihn, dass nicht genug Raum für Spekulationen bleiben würde. Heute behaupte ich einfach mal: Konrad ist gut organisiert, überaus ordentlich und denkt mehr nach als die meisten anderen DJs. Denn seine Mixe bekommen immer eine thematische Klammer verpasst. Diesmal reiht er unter der Headline „There Is No Such Thing As A Society“ 23 Proto- und Post-Punk-Perlen (sorry, aber diese Alliteration wollte ich mir nicht entgehen lassen) aneinander – u. a. einen meiner All-Time-Faves: „Part Time Punks“ von den TV Personalities. Und er macht sich die Mühe, immer die komplette Playlist abzutippen. Vorbildlich.

There Is No Such Thing As A Society by Konrad Kuhn

Der Tagestipp

Ab 20 Uhr sollten sich bitte alle Interessierten im Clüb der polnischen Versager in der Ackerstraße in Mitte einfinden, um Boris Guschlbauer, Stefan Kalbers, Gehirnschnecke und Martin The Rühling dabei zuzuschauen, wie sie sich durch ihre Texte stottern. Danach übernehmen Tim Boo Ba, Frank The Tank und ich die Bühne. Wir werden zeigen, was es heißt, grandios zu scheitern. Ein paar MP3s auf CD brennen und sich DJ nennen, das kann ja wohl jeder. Deine Mudder! Ein Abend, wie ihn keiner je gewollt hat. Oh, damn.

A Noughties Revival

Tim Boo Ba vs. Micha aka Michi

Am Mittwoch, den 10. 2. legen ab 21 Uhr Tim Boo Ba und Micha aka Michi (also ich) in der Meine Kleinraumdisko (Neuer Kamp 17, HH-St.Pauli nähe U-Feldstraße) Musik aus den 00er-Jahren auf. Die Gäste halten sich währenddessen an ihren Cocktail-Gläsern fest. Vorbei kommen und in Erinnerungen an noch gar nicht so lange zurückliegende Zeiten schwelgen!

Um Leute anzulocken kleistern manche ihre Flyer mit den Namen der Bands/Acts voll, die sie auflegen werden. So weiß jeder, was ihn erwartet. Ich habe heute auch schon mal eine kleine Vorauswahl getroffen. Da kommt allerdings noch einiges dazu.

Tim Boo Ba vs. Micha aka Michi

Tim Boo Ba vs. Michi aka Micha

CTM.10 – Zweiter Eindruck

Planet 9“ im WMF

Kaum wiedererkannt habe ich das WMF. Am Eröffnungsabend vor gut einem Jahr empfing einen noch eine seelenlose Großraumdisse, die mich so wenig überzeugt hat, dass ich den Club trotz interessanter Bookings seitdem konsequent gemieden habe. Doch mit Raumteilern, Licht und strategisch geschickt verteilten Sitzmöglichkeiten haben die Betreiber die schwierige Location bespielbar gemacht. Nice.

Zufall oder Absicht: Während des DJ-Sets von Hot Chips Felix Martin & Alex Doyle waren die Visuals die meiste Zeit in Orange gehalten. Da fühlt man sich gleich wohl, wenn der ganze Floor in solch einen warmen Farbton getaucht ist. Mit einem clever aufgebauten Set haben die beiden das Publikum schnell gecasht. Zuerst langsames Geklöppel, dann die Rave-Keule rausgeholt und gegen Ende noch den eigenen neuen Hit „One Life Stand“ reingemischt. Guter Job.

Danach kam der Headliner Planningtorock. Janine Rostrons beliebtes Solo-Projekt. Als sie auf die Bühne kam, dachte ich kurz, „och nee, bitte keine Maske, selbst Sido hat erkannt, dass das nach fünf Minuten nervt“. Da wusste ich aber noch nicht, dass die Maske gleichzeitig auch Projektionsfläche für Visuals ist und dass das ziemlich cool aussieht. Überhaupt das Visuelle: Das spielt bei PTR nicht nur eine kleine Nebenrolle. Ohne die Sequenzen und Filmchen würde die Musik wahrscheinlich schnell langweilen. Durch die Kombination beider Elemente entsteht ein faszinierendes Kunstwerk. So in etwa: Hot Chip (weil die gerade aufgelegt haben und noch die Synapsen besetzt halten) meet Dresden Dolls und Alison Moyet auf einer Industriebrache, auf der ein Horror-Movie gedreht wird. Und dabei springen sie immer wieder zwischen 2010 und den 80er-Jahren hin und her.

Wenn man sich das Video jetzt ohne die Live-Performance anschaut, tritt der Vaudeville-Einfluss viel stärker in den Vordergrund. Im Club hat das jedoch für mich prima funktioniert. Die Fish-Eye-Aufnahmen transportierten zwischendurch sogar ein Gefühl der Klaustrophobie in den riesigen Raum.

Eigentlich wollte ich mir noch Glass Candy auf dem Floor im ersten Stock anschauen. Als ich nach oben gekommen bin, stand aber noch Johnny Jewels Nebenprojekt Desire auf der Bühne. Das Bemerkenswerteste an diesem 80er-Elektro-Pop-Disco-Trio war, dass die geometrischen Muster auf dem Kleid der Sängerin perfekt auf die Visuals abgestimmt waren. Da wurde ich plötzlich unglaublich müde.

Let’s Call It A Comeback

Man sollte niemanden zu früh abschreiben. Unlängst verblüffte mich Peter Doherty mit einem wirklich gelungenen Album (das aber noch gar nicht veröffentlicht wurde. Der lange Vorlauf von Printpublikationen lässt mich beim Echtzeitpublizieren, vulgo: Bloggen, über zukünftige Ereignisse in der Vergangenheit schreiben. Kein Wunder, dass die Branche ein Krise durchmacht).  Jetzt (also eigentlich erst in knapp zwei Monaten – VÖ ist der 27. April) zeigt Hell, dass auch er trotz seines fortgeschrittenen Alters noch den Dreh raus hat. Der Berufsbayer, dessen DJ-Sets mich in den letzten Jahren überhaupt nicht mehr kickten, hat endlich die 80er überwunden, einen Ausweg aus der Italo-Disco-Sackgasse gefunden, Electroclash zum Glück schon lange vergessen und mit dem Doppelalbum „Teufelswerk“ ein, ja, man kann es so nennen, krautiges Techno-Meisterwerk abgeliefert. Das Video zeigt übrigens den Track „The Angst“ von der interessanteren „Day“-Disc des Albums, die Hell mit Peter Kruder (Kruder & Dorfmeister) und seinen Münchner Jazz-Spezln Christian Prommer und Roberto Di Gioia produzierte. Die clubbigere „Night“-Scheibe birgt weniger Überraschungen. Auf der Gästeliste: P. Diddy und Bryan Ferry.

Und das Telefon sagt Du…

Nein, Herr Dorau, diese Zeiten sind vorbei. Dank Deadmau5. Einen Grammy hat der Kanadier zwar doch nicht gewonnen, aber dafür macht mein Telefon jetzt Musik, ist quasi zwei Plattenspieler plus Mischpult. Denn Deadmau5 hat eine tolle iPhone-Applikation veröffentlicht, den „Touch Mix“. Zehn exklusiv für diese 3 US-Dollar (also 2,39 Euro) teure Applikation produzierte Elektro-Tracks lassen sich über den Touchscreen durch ein paar Effekte jagen und mixen. I like. Jetzt warte ich nur noch darauf, dass sich auch andere Tunes in das Programm laden lassen…

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