Da geht sogar die jazzige Komponente okay

Flying Lotus – GNG BNG from Ryan Paterson on Vimeo.

Freitag hole ich mein BMX-Bike, das ich nicht besitze, aus dem Keller, wische den Staub vom Sattel und rolle rüber in die Maria. Dort lasse ich mir derbe verstolperte Beats und ziemlich viel Gequäktes, Verspultes und Wobbliges um die Ohren hauen und freue mich auch noch darüber. Flying Lotus, der Weirdo unter den HipHoppern tritt in Berlin auf. Es gibt noch Tickets.

Das erste Mal. Oder auch: Keep The Faith

Paloma Faith V

Die neue Amy Winehouse heißt Paloma Faith. Zumindest würde das Sony Music ganz gut ins Konzept passen. Doch während Super-Amy für Universal schon ein paar Grammies, etliche platinblonde Schallplatten und dergleichen einfahren konnte, muss man Frau Faiths Vita noch mit außermusikalischen Erfolgen aufhübschen – und hat auch schon einiges zusammengetragen:

– Sie wirkt in dem neuen Terry-Gilliam-Film „The Imagination of Dr. Parnassus“ mit, der am 3. Dezember 2009 in deutsche Kinos kommt.

– Als Assistentin eines Magiers ließ sie sich auf der Bühne in zwei Teile zersägen.

– Sie begann mit dem Singen in Kabaretts und Burlesque-Clubs.

– In der britischen Filmkomödie „St. Trinians“ war sie neben Rupert Everett und Russel Brand in der Rolle der Andrea, the Emo zu sehen.

– Einst hatte sie einen Job als Gespenst in einer Geisterbahn auf einem Rummelplatz.

– Über Festivals sagte sie einst: „Überall, wo man keine hochhackigen Schuhe tragen kann, ist es nicht wert, hinzugehen.“

– Sie arbeitete einst als Verkäuferin in einem Shop des britischen Dessous-Herstellers Agent Provocateur.

– Sie liebt David Lynch und Tim Burton.

Ihr Debütalbum trägt den Titel „Do You Want The Truth Or Something Beautiful?“ und erscheint in Deutschland am 25. September. Die Antwort auf den Albumtitel wurde der Running Gag des Abends: „Beides, höhö.“ Mit dieser Frage eröffnen anscheinend gerade auch alle Journalisten ihre Interviews, sagt Paloma.

Zur Musik: Bevor La Paloma auf die Bühne kam, hatte sich schnell noch Newton Faulkner vorgedrängelt. Der ist gerade auf Promo-Tour in Deutschland (Album erscheint auch Ende September) und kam für drei Songs von Bremen nach Berlin rüber. Ein Hybrid aus Joey Kelly und Bob Marley mit einer unglaublich tollen Stimme und zwischendurch verstimmter Gitarre. Beeindruckende Präsenz.

Und dann kam sie: Zum ersten Mal trat Paloma Faith vor deutschem Publikum auf. An diesem Mittwoch, dem 12. 8. 2009, im kleinen Frannz Club in der Kulturbrauerei. Sie verfügt nicht über das Stimmvolumen einer Amy Winehouse, wirkt in ihrem pompösen Prinzessinnen-Outfit noch ein wenig schüchtern, hat aber eine okaye Band im Rücken, die sie sicher durch den Abend begleitet. Die Songs zielen voll auf das von Amy, Adele, Duffy usw. auf 60’s Soul-Pop konditionierte Publikum ab, aber haben Hit-Potenzial. Auf der am 4. September erscheinenden Single „Stone Cold Sober“ krächzt sie auch schon ganz selbstbewusst. Wenn man ihr noch ein wenig Zeit gibt, könnte das Konzept durchaus aufgehen.

Paloma Faith III

Paloma Faith IV

Paloma Faith VI

Eröffnungskonzert Club Transmediale 09

Wolfgang Voigt brachte vergangenen Donnerstag in der Volksbühne sein viel gelobtes Ambient-Projekt „GAS“ auf die Bühne – ursprünglich eine vier CDs umfassende Serie, von der De:Bug sehr treffend als „Meilensteine des kreativen Rauschens bei gelegentlichem Geradeaus-Beat“ beschrieben. Und da stand er dann ziemlich bewegungslos hinter seinem Laptop. Das Publikum in dem bis auf den letzten Platz besetzten Saal hörte gebannt zu. Kein ständiges Kommen und Gehen in Clubbing-Atmosphäre wie bei Squarepusher vor einigen Wochen an gleicher Stelle. Andächtige Stille, eine beinahe sakrale Atmosphäre, während auf der Leinwand über der Bühne verfremdete Voigt’sche Naturfotografien im Zeitlupentempo vorüberzogen. Große Kunst, mehr E- als U-Musik. Doch eine Frage drängte sich in diesem Setting auf, in dem die Person Wolfgang Voigt himself – überspitzt dargestellt – lediglich den Blick auf die Visuals verstellte. Eine Frage, die in Verbindung mit live performter elektronischer Musik immer wieder aufgeworfen wird. Ist die Anwesenheit des Autors, des Künstlers überhaupt noch vonnöten?

Die Antwort: Unbedingt! Wenn der Künstler so offensichtlich den Applaus genießt wie dieser kleine Sonnenkönig des Kölner Kompakt-Imperiums, als nach einem schön herausgearbeiteten Climax am Ende der besinnlichen eineinhalb Stunden das Licht anging. Wenn sich einer in seinem schwarzen Anzug und weißen Kragen mit einer solchen Hingabe als der Hohepriester des Ambient/Minimal feiern lässt, dann muss der einfach auf die Bühne. Denn in solchen Momenten offenbart der Künstler mehr von sich als in vielen Interviews.

Gas – Untitled (Zauberberg – #1)