An einem Abend im Dezember lud N. sehr viele Freunde zu einem vorweihnachtlichen Gathering ein. Ihre Wohnung am Kreuzberger Planufer war voller als der Dancefloor des Watergate zu Sonnenaufgang, die Stimmung etwas weniger euphorisch aber ungleich herzlicher und kommunikativer. Zwischen Lasagne und Tarte au Lemon fragte H., wer denn wohl die nächste Lana Del Rey werden würde. Das nächste It-Girl, auf das sich alle einigen können: Blogger mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne, Feuilleton, nicht besonders risikofreudige öffentlich-rechtliche Radiosender, Fashion-People und Fans dicker Lippen. Ohne lange nachzudenken tippte ich auf Azealia Banks.
Seit vorgestern weiß ich, dass ich richtig lag. Denn zuvor hatte Azealia zwar mit „212„ bewiesen, dass sie Wahnsins-Skills und -Lippen hat. Ihr kurzer Auftritt in Lanas „Blue Jeans“ war allerdings eher medioker. Freitagnachmittag aber wurde das hier auf Soundcloud freigeschaltet. Boom!
„db“ heißt Ryoji Ikedas aktuelle Ausstellung („db“ steht für Dezibel). Und es bleibt nicht mehr viel Zeit, um sich in Ikedas Klangräumen irritierenden Sounds und extremen Lichtverhältnissen auszusetzen. Wer noch nicht dort war, sollte das schnell nachholen. Get lost in sound – noch bis9. April im Hamburger Bahnhof.
voll nett von Dir, dass Du uns alle mit Unmengen von Musik versorgst, ohne dass wir dafür Geld bezahlen müssen. Meldet man sich halt mit seinem Facebook-Account an und gibt ein paar Infos von sich preis. Fairer Deal. Der Trend geht eh zum ausschließlich für solche Zwecke angelegten Zweit-Account.
Auch dass Du, Spotify, seit Deinem Deutschland-Start meinen Facebook-Ticker mit Meldungen überschwemmst… Geschenkt. Dadurch habe ich immerhin erfahren, dass der sonst sehr geschmackssicher auftretende, immer nur die am aufwendigsten inszenierten Videos der unbekanntesten Acts postende XXXX heute etliche Songs von Madonna und Deichkind gehört hat. Freue mich schon auf seine gewiss wortreichen Erklärungsversuche, wenn ich das Thema demnächst zur Sprache bringe.
Aber ein Programm, das ich erst gestern auf meinen Rechner (ein)geladen habe, sollte ein gewisses Maß an Höflichkeit an den Tag legen. Weißt Du, wir kennen uns noch nicht so gut, Spotify. Und deswegen weiß ich nicht genau, ob ich Dir wirklich vertrauen kann. Bevor Du also an mein Plattenregal gehst bzw. meine iTunes-Library durchstöberst, solltest Du mich wenigstens kurz um Erlaubnis fragen. Du bist schließlich nur zu Gast hier. Und das wahrscheinlich nicht mehr lange. Bye-bye, Spotify!
SBTRKT, Zomby, Mount Kimbie, James Blake, … Mein NI-Homie Karsten Soulmind liebt die Kritikerlieblinge des letzten Jahres. Sein smoother Mix passt prima zu dem entspannten Samstagabend, der auf meiner Couch gerade anbricht. Bitte jetzt auf „Play“ drücken, es ist genug Bass für alle da.
Herr Küppersbusch bringt es in der taz auf den Punkt:
„Das Urheberrechtsabkommen ACTA treibt Menschen auf die Straße. Am Samstag wurde europaweit gegen das Abkommen demonstriert. Haben Sie verstanden, warum?
Weil es kein Urheber-, sondern ein Verwertungsrechtsabkommen ist. Ein Beispiel: Die Süddeutsche Zeitung druckte Interviews und Texte über Produktionen meiner Firma. Wir stellten es – stolz, na klar – auf unsere Homepage. Eine Anwaltskanzlei mahnt uns ab, und wir zahlen der Süddeutschen jedes Mal 500 Euro für Content, der auf unserer Urheberei beruht. (…) Der Einzige, der definitiv keine Rechte an seinem Werk hat, bin ich – der Urheber. ACTA verstärkt die Macht der Vermarkter gegen Verbraucher und Urheber entscheidend weiter; es ist ein Selbstmordversuch für ideengetriebene Volkswirtschaften. Der Furor vieler Piraten, bei der Gelegenheit das Urheberrecht gleich mit abzuräumen, macht es schwer mitzudemonstrieren.„
Bisher listete ich kurz vor Silvester die Alben oder Tracks auf, die ich in dem jeweiligen Jahr am häufigsten gehört hatte, gut fand oder denen ich eine so große Relevanz beimaß, dass sie unbedingt erwähnt werden mussten. 2008 zum Beispiel, 2009 als Countdown in zehn Akten, 2010 getrennt nach Alben und Tracks. Bei der Auswahl vertraute ich auf (jetzt dreh ich den Swag auf) meinen vorzüglichen Geschmack, mein umfangreiches, über viele Jahre hart erarbeitetes, beinahe enzyklopädisches Wissen im Bereich populärer Musik, mein dadurch geschärftes und natürlich untrügliches Gespür für Trends, meinen iTunes-Wiedergabezähler und den einen oder anderen Zufall.
Dieses Jahr ist alles anders. Mein Musikkonsum hat sich mittlerweile so stark verändert, dass ich keine solchen Listen mehr zusammenstellen mag. Alben höre ich kaum noch, nur noch wenig läuft über die eigene Festplatte und iTunes. Natürlich habe ich auch schon in den letzten Jahren viel auf Youtube, Last.fm, Hype Machine und sonstwo im Netz gehört. Aber es gab tatsächlich immer noch ein paar Alben oder einzelne Songs, die ich immer mal wieder rauskramte oder anklickte und die deswegen einen bleibenden Eindruck hinterließen.
2011 war das nicht mehr der Fall. Natürlich haben mich SBTRKT, Ghostpoet, Azealia Banks, A$AP Rocky, Grimes, Little Dragon, Zomby, Destroyer, Dum Dum Girls, Wu Lyf, kurz auch Lana Del Rey, Battles, OFWGKTA, John Maus, Gil Scott-Heron & Jamie XX, Frankie & The Heartstrings, 2562, EMA, Tennis, Apparat, Summer Camp, Kanye West & Jay-Z u. v. a. begeistert. Aber nicht nachhaltig: Gehört, geliebt, weitergezogen, immer auf der Suche nach Neuem.
Und dafür gab es 2011 eigentlich nur eine Adresse… Zwar habe ich neue Apps wie wahwah.fm getestet und viel Zeit auf den oben genannten Seiten verbracht, aber die interessantesten Entdeckungen habe ich dieses Jahr definitiv auf SoundCloud gemacht. Während die meisten MySpace-Accounts kaum mehr aktualisiert werden, sind alle (für mich) wichtigen Artists auf SoundCloud vertreten – und posten dort auch regelmäßig neue Tracks, DJ-Sets (siehe oben) oder gleich ganze Alben. Die aufgeräumten Profilseiten sind, gerade weil sie sich nicht nach Belieben customizen lassen, deutlich schicker als die gerne geschmacklosen visuellen Attacken bei MySpace. So steht endlich wieder die Musik im Mittelpunkt. Außerdem lässt sich der SoundCloud-Player überall einbetten. Kein Wunder, dass viele Labels SoundCloud als Promo-Tool einsetzen. Ich bin Fan. Zumindest für den Moment: Meta-Dienste wie musicplayrstehen schon in den Startlöchern. Mit einer solchen Plattform kann man der Zerfaserung des Musikkonsums entgegenwirken. Der Player spielt Songs aus Quellen wie Youtube, SoundCloud oder Vimeo ab – quasi eine zentrale Sammelstelle für Musik aus dem Netz.
Noch ein neues Mag: TISSUE – Everything sexy. Von Uwe Jens Bermeitinger und Hans Bussert, den einstigen Machern des Nude Paper, und dementsprechend stoffarm bebildert. Den Fotografien von u. a. Dido Fontana werden Beiträge von Nella Beljan und vielleicht noch anderen Autoren zur Seite gestellt. Das muss ich so vage formulieren, denn auf der gestrigen Launch-Party in der Société de 032C war das Heft nur hinter Glas zu sehen.
Kommenden Donnerstag darf sich die vorweihnachtliche Besinnlichkeit eine kurze Auszeit nehmen. In der Beletage über dem ktv in der Chausseestraße 36 (in Berlin-Mitte – wo sonst) startet gegen 20.30 Uhr die Ausstellung „Satellite Noir“. Der Name verrät es schon: Es wird wenig bunt werden. Noir ist das neue Schwarz. Dashs Bruder Max Snow präsentiert einige seiner Schwarz-Weiß-Fotografien mit hohem Schwarz-Anteil (siehe oben). Björn Wallbaum zeigt seine „Black Theory Series“. Womit sich diese Theorie beschäftigt? Das musst Du schon selbst herausfinden.
Bevor der Kapitalismus as we know it sich aus Europa verabschiedet, schnell noch mal Geld ausgeben – und dabei Gutes tun. Das geht am kommenden Wochenende ganz einfach, vorausgesetzt man wohnt in Berlin:
– Das Xmas-Special des „Kein Durst„-Flohmarkts gastiert diesen Sonntag im Cookies – siehe Flyer oben oder zugehörigen Facebook-Event.
– Auch am Sonntag findet der Tor Day statt. Die Torstraßen-Posse macht aus dem zweiten Advent einen Gastro-Shopping-Hybrid. In Civilist, Firmament, Soto & Co. darf man kaufen und essen. Auch dazu gibts natürlich einen Facebook-Event. Im Bold-Showroom werden für die Aktion Friedensdorf e. V.alte Klamotten gesammelt.
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